...I want to see in the world! Weil das diesjährige Weihnachtsfest nicht so harmonisch und besinnlich ablief, ist mir das mal wieder mehr als klar geworden. Zum einen waren die Feiertage unheimlich stressig - wir waren viel unterwegs und hatten kaum Zeit uns vom Alltagsstress zu erholen. Alles begann mit dem Heiligabend bei meiner Schwester - dort feierten wir mit meiner Familie und der Familie Ihres Freundes. Dass ich keine kulinarischen Höhepunkte erleben würde, war mir schon lange vorher bewusst, da die Offenheit gegenüber dem Thema Veganismus in diesem Haushalt nicht allzu groß ist. Damit hatte ich mich allerdings abgefunden und ich habe mich dennoch gefreut. Der Abend war auch noch der angenehmste Teil der Weihnachtsfeiertage, doch etwas traurig machte es mich schon, dass meine Veggie-Burger circa eine viertel Stunde auf einem Teller lagen, bis es Essen gab. Die Wiener hingegen wurden solange in einer Tupperbox aufbewahrt, sodass sie mit Sicherheit warm auf den Teller landeten. Wirklich sehr schade! Toll war hingegen, dass meine Mutter zusätzlich einen veganen Kartoffelsalat und einen veganen russischen Zupfkuchen zubereitet hatte - beides war sehr lecker! Bemerkungen wie Eiersatz-Kuchen habe ich einfach ignoriert!
Am ersten Weihnachtsfeiertag habe ich gemeinsam mit meiner Familie bei der Familie meines Freundes gegessen. Es gab Thüringer Klöße mit Gans! Es war wahrlich nicht sehr schön zu sehen, wie die Körperteile einer Gans auf den Tellern verteilt wurden; aber immerhin gab es für mich eine Pilzsoße, sodass ich mich nicht nur mit Klößen und Rotkohl begnügen musste!
Abends ging es dann bei den Eltern einer Freundin weiter - und leider auch richtig los! Es ging um verschiedene Themen: afrikanische Flüchtlinge, Abschiebung etc. Schon da ging es los, weil ich die Meinung äußerte, dass man Menschen, die nicht nach Deutschland einreisen dürfen, nicht in einer Zelle festgehalten werden dürfen, wo sie quasi auf dem Klo schlafen müssen - warum? Weil es einfach unmenschlich ist! Leider war die vorherrschende Meinung, dass sie doch dort, wo sie herkommen, auch keine besseren Bedingungen hatten; wieso sollte man ihnen also hier mehr bieten? Ein Lösungsvorschlag war natürlich aber, dass ich ja gerne mehr Steuern zahlen könne um die Situation zu verbessern. Sicherlich ist das kein einfaches Thema, aber einfach so weiter zu machen, weil es am einfachsten ist, ist doch auch keine Lösung!? Dann könnten wir zukünftig ja auch erlauben, dass man Flüchtlinge auch vergewaltigen darf, denn jenachdem wo sie herkommen, wiederfährt ihnen dort doch das selbe!
Nach reichlich Diskussionen kam dann irgendwann eins zum anderen und wir landeten beim Thema Veganismus. Auslöser war meine Anmerkung, dass jeder Einzelne etwas ändern kann und ich meine Ernährungsumstellung als Beispiel nannte. Dieses Thema damit in den Mittelpunkt zu katapultieren war jedoch nicht meine Absicht, denn ich bin niemand, der seinen Mitmenschen eine Meinung mit Gewalt aufzwängt.
Auch hier war die Meinung stark vertreten, dass ich Toleranz erwarten dürfe, jedoch keine Rücksichtsnahme! Es wird doch auf so viele Minderheiten Rücksicht genommen, was wäre dann so abwegig, diese Rücksicht auch gegenüber Veganern zu zeigen? So viel wird doch garnicht erwartet? Aber in ein Restaurant zu gehen, und nicht belächelt zu werden, wenn man nach einem veganen Gericht fragt, kann man doch erwarten oder? Was ist der Grund für eine solche Einstellung? Faulheit? Das Wissen, dass man sich mit dem Thema zu viel beschäftigt, wenn man Rücksicht nimmt, und sein Essen dadurch irgendwann nicht mehr genießen kann? Ignoranz? Der Abend war jedenfalls sehr verletzend und tränenreich für mich - ich durfte kaum ausreden und mir wurde nahegelegt, dass ich einfach lernen muss damit umzugehen!
Der Höhepunkt war jedoch die Frage, warum ich einem Gast kein Fleisch zubereiten würde, schließlich will ich doch auch eine Extrawurst wenn ich Gast bin. Gottseidank gibt es in meinem Umkreis liebe Menschen, die mir versichert haben, dass das eine vollkommen blöde Frage ist. Inzwischen ist mir auch klar, dass nie eine Situation eintreffen wird, in der ein Gast das von mir verlangt. Denn die Menschen, die ich zu mir einlade, sind offen und nehmen gerne Rücksicht auf mich. Die anderen, die mich mit so einer respektlosen Frage ins Wanken bringen wollen, schaffen es doch niemals an meinen Esstisch!
Dennoch ist mir mal wieder aufgefallen, wie ermüdend ein solches Gespräch sein kann und wie groß meine Angst ist, als verrückt, spießig, kompromisslos oder irgendwie anders negativ abgestempelt werden zu können! In solchen Situationen ist es doch sehr schwer mit dem Veganismus zu leben, denn in unserer Gesellschaft fehlt einfach noch die nötige Akkzeptanz und es tut immer wieder weh, damit konfrontiert zu werden!
Ich hoffe die negativen Erfahrungen sind in Zukunft nicht nur quantitativ in der Unterzahl, sondern hinterlassen gefühlsmäßig auch nicht mehr einen so großen Eindruck! Jetzt, wo seit dem Ereignis etwas Zeit vergangen ist, und ich wieder in meinen eigenenen vier Wänden bin, bin ich auch wieder vollkommen davon überzeugt, dass ich weiterhin genauso idealistisch sein werde, wie ich es schon immer war! Ich glaube weiterhin daran, dass ich als Einzelperson etwas verändern und andere Menschen mit meiner Euphorie und meiner Einstellung anstecken kann.
"Der Höhepunkt war jedoch die Frage, warum ich einem Gast kein Fleisch zubereiten würde, schließlich will ich doch auch eine Extrawurst wenn ich Gast bin."
AntwortenLöschenda würde ich dann direkt zurückfragen ob ich mir denn in der Nichtraucherwohnung des Gastgebers denn auch ne Zigarette anstecken dürfte.
oh mann, das ist ja echt fies... das schlimmste an solchen situationen ist ja, dass man einer übermacht gegenübersteht; hat man ein "argument" abgewehrt kommt gleich das nächste und die anderen bestärken sich gegenseitig.
ich wunder mich nur immer ein bisschen wenn ich solche berichte höre - ich würde sobald ich in so eine situation komme wo ich merke dass es mir zu viel wird, äußern dass ich meine ernährung nicht thematisieren möchte und darauf dann auch bestehen; mit dem deutlichen hinweis, dass ich wünsche, dass meine bitte respektiert wird, und ich mir respektloses verhalten nicht gefallen lasse. und man weiß doch vorher dass die leute doof sind, wieso gibt man sich dann mit ihnen ab? weihnachten soll doch was schönes sein, und kein zwang oder spießrutenlauf
wenn das thema schonmal angesprochen wurde, denke ich eigentlich es lohnt sich zu diskutieren, weil die argumente doch nachvollziehbar sein müssen! tritt halt aber leider viel zu oft das gegenteil ein.
AntwortenLöschenblöd ist, dass man mit manchen menschen echt total gut auskommt, solange es halt nicht um diese eine thema geht! aber grundsätzlich vertrete ich auch die meinung, dass ich mich mit menschen, die mir ein solches verhalten entgegen bringen, nicht abgeben sollte...vor so einer entscheidung schreckt mich nur oft diese angst ab, von der ich geschrieben habe...
ist leider nicht immer einfach!
Ohhh je, das tut mir leid. Manche Menschen sind aber auch sowas von beschränkt. Man denkt sich immer man muss drüber reden, aber die Art wie andere Menschen versuchen einen von der eigenen Meinung abzubringen, nur um sich selbst zu rechtfertigen, kann oft sehr verletzend sein. Halt durch! Leider begegnet man solchen Situationen immer wieder und niemand ist vor ihnen sicher...
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